Als Entdecker der sogenannten Kontinentaldrift gehört der 1880 in Berlin geborene Physiker, Astronom, Meteorologe und Polarreisende Alfred Wegener zu den Säulenheiligen der modernen Wissenschaftsgeschichte. Sein Name ziert Straßen und Institute, und auch ein Mondkrater wurde nach ihm benannt. Der Wissenschaftsjournalist Günther Wessel hat Wegeners Biographie und seinem Wirken jetzt ein im mare Verlag erschienenes Buch gewidmet. Aus diesem erfährt man, dass dieser bei weitem kein Wissenschaftler war, der die Welt aus der sicheren Deckung seines Schreibtischs beobachtet hat, sondern ein Draufgänger und Abenteurer vom Schlag der Polreisenden Amundsen und Scott. Wegener stellte Rekorde bei Ballonreisen und Durchquerungen von Inlandeismassen auf. Bei der bis dahin längsten Grönlanddurchquerung entging er nur knapp dem Hungertod, 1930 bezahlte er dann seinen Versuch, per Ski von einer Forschungsstation im Inneren Grönlands die Küste zu erreichen, mit dem Leben. Allein der Hinweis, auf welch außergewöhnliche Persönlichkeit die bis heute anerkannte plattentektonischen Theorie zurückgeht, lässt Wessels Buch überfällig erscheinen. Dass es sich darüber hinaus um ein gut lesbares und populär geschriebenes Sachbuch im Zwischenraum von Biographie und Wissenschaftsgeschichte handelt, sollte genug sein, um ihm ein nicht nur kurzlebigen Erfolg auf dem Buchmarkt zu garantieren.
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