Birk Meinhardt, 1959 in Ost-Berlin geboren, begann seine berufliche Laufbahn als Sportredakteur, erhielt als Reporter der Süddeutschen Zeitung zweimal den Egon-Erwin-Kisch-Preis und ist seit 2012 als freiberuflicher Schriftsteller tätig. Mit seinem 2020 erschienenen autobiographischen Bestseller Wie ich meine Zeitung verlor hat er eine Innenansicht der Entwicklungen im deutschen Journalismus aus ostdeutscher Perspektive vorgelegt und eine Feuilletondebatte zum Thema entfacht. Inselfreunden ist er zudem durch sein im mare-Verlag erschienenes Reisebuch Mein Bornholm bekannt geworden.
Mit seinem neuen Roman Abkehr. Ein Hafttagebuch hat Birk Meinhardt nun sowohl einen fesselnden Roman wie eine tiefsinnige Reflexion über gesellschaftliche Entwicklungen und Fehlentwicklungen seit der „friedlichen Revolution“ von 1989 und der deutschen Wiedervereinigung vorgelegt. Die Handlung ist einige wenige Jahre in der Zukunft und nur minimal neben der aktuell erlebten Wirklichkeit angesiedelt. Meinhardt erzählt die Geschichte eines vormaligen Werbemaklers und Trauerredners, der aufgrund seiner Betätigung in einem literarischen Zirkel und von öffentlichen Auftritten mit einer Gesichtsmaske ins Visier der Polizei und bald darauf in Untersuchungshaft gerät. Das vom Helden daraufhin in Angriff genommene „Hafttagebuch“ schildert neben Gefängnisalltag und dazugehörigen Charakteren eine gesellschaftliche Entwicklung, die an die realen Ereignisse der letzten Jahre und Jahrzehnte anknüpft und immer mehr polizeistaatliche Tendenzen offenbart. Mit dem literarischen Kunstgriff einer beinahe realen Dystopie gelingt Meinhardt ein Balanceakt zwischen fiktionalem Roman und gesellschaftskritischer Analyse, der beim Leser gleichermaßen Einfühlung und Spannung erzeugt. Unter der Hand liefert er eine soziologische Studie über die aktuellen gesellschaftlichen Verwerfungen in Deutschland und einen aus genuin ostdeutschen Erfahrungen gespeisten Blick auf diese.