Die uruguayische Autorin Fernanda Trías, die unterdessen in Frankreich lebt, veröffentlichte in den letzten zwanzig Jahren mehrere Romane. Für Rosa Schleim, im spanischen Original erschienen 2020, erhielt sie den renommierten Preis der mexikanischen Buchmesse in Guadalajara. Die Handlung des Romans ist in einer Hafenstadt angesiedelt, die unverkennbare Züge von Trías Heimatstadt, der uruguayischen Hauptstadt Montevideo trägt, und darf dem in den letzten Jahren fluktuierenden Genre der Dystopie zugeordnet werden. Beginnend mit der massenhaften Verbreitung violetter Algen und einem nachfolgenden Fischsterben kommt es in der Stadt zu einer zivilisatorischen Katastrophe, in der sich aktuelle Erfahrungen von Pandemie, Umweltzerstörung, Massentierhaltung, Medienmacht und sozialer Spaltung spiegeln und im apokalyptischen Bild eines rosafarbenem schleimigen Abfallprodukts der Fleischindustrie als den Armen übrigbleibendes Nahrungsmittel verdichten. Zu bemerken ist, dass der Roman noch vor der realen Corona-Epidemie geschrieben worden ist. Auch geht es der Autorin nicht vordergründig um die Ausmalung der sich aus einer solchen Konstellation ergebenden Horrorszenarien, sondern vielmehr darum, wie diese sich auf die psychische Verfassung der Heldin, einer Frau um die vierzig, und weiterer Protagonisten (etwa ihren Freund und ihre Mutter) auswirken. Die Handlung spitzt sich auf die Frage zu, inwieweit es die einzelnen Figuren vermögen, in einer feindlichen und technisierten Umwelt ihre Menschlichkeit oder wenigsten Reste davon zu behaupten.
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