Der Lyriker und Übersetzer Joachim Sartorius, der nebenbei auch als Diplomat, Intendant, Herausgeber und in weiteren Rollen hervorgetreten ist, hat das sizilianische Syrakus mit seiner auf einer Insel liegenden Altstadt Ortigia 2015 zu seiner zweiten Heimat neben Berlin erwählt. Nun liegt ein Buch von ihm über die seit dem Altertum legendäre und mit zahlreichen antiken Kulturdenkmälern glänzende Hafenstadt am Mittelmeer vor. Die Versuchung von Syrakus ist gleichermaßen ein schillerndes Porträt wie eine persönliche Liebeserklärung, die der Schriftsteller seiner Wahlheimat gewidmet hat. Vor allem aber präsentiert sich der Text als eine poetische Kommunikation zwischen dem Autor und der Szenerie der Stadt, eine Art von Spiegelkabinett, in dem Perspektiven und Imaginationen, auftauchende Freunde, Nachbarn und Bekannte, Läden und ihre Besitzer sowie historische Figuren und kursierende Mythen in Dialog miteinander treten. Man ist an die Bemerkung des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling erinnert, wonach jedes Kunstwerk als eine Art von Begegnung zu verstehen ist, bei der die Natur der Vision des Künstlers auf halbem Weg entgegenkommt. Kein Wunder, dass auch Joachim Sartorius bei seinen Reflexionen (nicht anders als Schelling) mehrfach auf das Phänomen der Inseln und des Inselhaften an sich zurückkommt – was ein weiterer Grund ist, die Lektüre seines im mare-Verlag erschienenen Büchleins zu empfehlen.
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