Der österreichische Fabulierkünstler und Gedankenabenteurer Raoul Schrott hat dem geneigten Publikum auch in diesem Jahr ein Beispiel seiner unerschöpflichen literarischen Phantasie zugeeignet und dieses geradezu barock betitelt: „Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal“. Von der angekündigten „Geschichte des Windes“ erzählt der in Anlehnung an frühneuzeitliche Reiseberichte anspruchsvoll aufgemachte Band aus dem Hanser Verlag indes nicht viel. Die beiden Helden des Romans sind vielmehr erstens ein deutscher Seefahrer namens Hannes aus Aachen, seines Zeichens in spanischen Archivakten erwähnter Kanonier und Überlebender von Magellans epochaler erster Weltumseglung sowie Teilnehmer weiterer Weltreisen in den Jahren 1525 und 1542, und zweitens der ihm rund um den Globus nachreisende Autor Schrott, der zu den dürftigen Quellen dazu dichtet, was das Zeug hält. Von Aachen über Sevilla bis auf die Gewürzinseln und zurück führt die wilde Tour, und könnte gefühlt noch drei weitere Male rund um den Globus gehen, ohne dass die Gefahr bestünde, die akrobatischen Metaphern und Wortkaskaden des Autors könnten dabei irgendwann versiegen. Der u.U. aufkommende Verdacht, dass dieser sich derart auf eine kapriziöse Art und Weise selbst kopiert, wird passionierte Schrott-Leser kaum davon abhalten, sich auch an seinem jüngsten Opus zu gebührend zu erfreuen.
Kategorien